E-Commerce in der Krise: So bereitest du dein Unternehmen auf die Veränderungen vor
Handfeste CEO & CFO Tipps von STERNGLAS – worauf du jetzt achten solltest
30. Aug. 20225 minutes reading time
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Eins zu eins. Am 12. Juli markierte der Eurokurs seinen historischen Tiefststand – erstmals seit 2002. Das Tauschverhältnis zwischen der europäischen Gemeinschaftswährung und dem US-Dollar war exakt gleich. Zwar hat sich der Euro im Anschluss wieder etwas erholt, von einer Trendwende kann derzeit aber nicht gesprochen werden. Dabei ist der Wechselkurs nur eine von vielen Herausforderungen, mit denen sich Händler im Jahr 2022 konfrontiert sehen. Krieg in Europa, explodierende Energiepreise und eine Inflation jenseits der 7 Prozent: Gleich an mehreren Fronten gelten erschwerte Bedingungen. Europa droht eine handfeste Wirtschaftskrise, von der auch der hiesige E-Commerce nicht ausgenommen ist.
Während der Coronapandemie sah das alles noch ganz anders aus: Auf das Boomjahr 2020 (23 Prozent Umsatzwachstum gegenüber 2019) folgte für den Onlinehandel ein noch größeres Boomjahr 2021 (19,1 Prozent Umsatzwachstum gegenüber 2020). Gründerinnen und Gründer, die diesen Schwung mitnehmen wollten, erleben im Postpandemiezeitalter eine andere Realität. Für dich heißt es nun, deine Hausaufgaben zu machen und dafür zu sorgen, dass dein Unternehmen auch morgen noch überlebensfähig ist. Wir möchten diesen Beitrag dazu nutzen, um dir zu zeigen, worauf es nun tatsächlich ankommt und warum ein E-Commerce in der Krise auch eine Chance sein kann. Henning, Co-Founder und CFO von STERNGLAS, hat seine Erfahrungen im Interview mit uns geteilt und gibt vor allem jungen Unternehmen wertvolle Tipps mit an die Hand.

Henning Haberkamp
Co-Founder & CFO Sternglas
Europa in der Krise? Das ist jetzt zu tun
Ob sich Europa und der E-Commerce bereits in einer ausgewachsenen Krisensituation befinden, da gehen die Meinungen vielleicht auseinander. Während einzelne Unternehmen die Effekte gestiegener Kosten für Material, Logistik und Energie noch nicht zu spüren bekommen, sind andere womöglich bereits von diesen betroffen. Beim Blick auf die Quartalszahlen einiger Branchengrößen lassen sich die Vorzeichen für den E-Commerce aber erahnen. Amazon verzeichnete im ersten Quartal einen Nettoverlust von 3,8 Milliarden Dollar, eBays Gesamtwarenvolumen sank im selben Zeitraum um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Shopify entließ aufgrund eines durchwachsenen Ergebnisses 10 Prozent seiner Mitarbeiter:innen.
Zugegeben, was für die Big Player der Branche gilt, muss nicht die Entwicklung deines Unternehmens widerspiegeln. Dennoch solltest du die Signale ernstnehmen und damit beginnen, dein Unternehmen krisensicherer zu machen. Dazu stellen wir dir im Folgenden 5 Maßnahmen vor.
Zeit ist Geld, das weiß Uhrenhersteller STERNGLAS natürlich am besten. Mit Xentral spart das Unternehmen 20 Stunden pro Woche ein. Die komplette Success-Story kannst du in unserem Blog nachlesen.
#1: Finanzen sind Basics
Viele Gründerinnen und Gründer kennen ihr Produkt genaustens und wissen, dieses zu vermarkten. Gerade jungen Unternehmen fehlt es aber oft an betriebswirtschaftlichem Know-how, abseits von Marketing-KPIs. Dabei ist es gerade in Zeiten von steigenden E-Commerce-Kosten wichtig, die eigenen Margen und Deckungsbeträge zu kennen. Nur so weißt du genau, wie viel Mehrkosten dein Produkt überhaupt verträgt, ab wann Preissteigerungen tatsächlich zum Problem werden und welche Spielräume vorhanden sind.
Die gute Nachricht: Du musst nicht im Master BWL studiert haben, um betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Im Netz gibt es unzählige Ressourcen zu den verschiedensten Größen. Eine gute Quelle bildet zum Beispiel das Onlineportal des Gabler Wirtschaftslexikons.
Das angenehme an den Grundlagen der BWL ist, dass sie sich sehr gut auf die Praxis anwenden lassen. Auch wenn die wirtschaftliche Situation von zwei verschiedenen Unternehmen nie komplett identisch sein wird, sind die Kostenfaktoren dennoch oft ähnlich. So ist zum Beispiel jedes Unternehmen umsatzsteuerpflichtig, es entstehen Kosten für Retouren, Transaktions-, Energie-, Personal- und Materialkosten. All diese Faktoren beeinflussen den Deckungsbeitrag. Diese Einflussgrößen und ihre Zusammenhänge zu verstehen, ist für den Erfolg jedes Unternehmens essenziell.
#2: Kalkulation mit verschiedenen Szenarien
Wann und in welchem Ausmaß wird sich die geopolitische Situation wieder entspannen? Darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Damit deine Kalkulation aber nicht nur auf vagen Vermutungen basiert, solltest du versuchen, in Szenerien zu denken und dabei verschiedene Faktoren berücksichtigen. Eine Frage könnte dabei zum Beispiel sein, wie sich die Kostenspirale im Winter auf das Konsumverhalten deiner Kundschaft auswirkt, denn natürlich musst du angesichts steigender Preise nicht nur mit erhöhten E-Commerce-Kosten, sondern auch mit einer möglichen Konjunkturflaute rechnen. Hier lohnen sich verschiedene Modellrechnungen, bei denen du einzelne Faktoren deiner Einnahmen und Ausgaben verändern kannst, um in Zukunft bessere Prognosen treffen zu können. So kannst du auch ermitteln, wann es erforderlich wird, Mehrkosten an deine Kundinnen und Kunden weiterzugeben.
Was macht eine gute Liquiditätsplanung aus und welchem Zweck dient sie? Diese und weitere Fragen beantworten wir dir in unserem Blog!
#3: Effekte auf die Nachfrage beachten
Es hört sich vielleicht nach einer einfachen Lösung an, gestiegene Kosten an deine Kund:innen weiterzugeben. Es ist jedoch nicht garantiert, dass diese auch für dein Unternehmen funktioniert. Wenn du eine Preiserhöhung für deine Artikel in Betracht ziehst, solltest du auch die Effekte auf die Nachfrage im Blick haben. Vielleicht erhöht die Preissteigerung deine Marge, wenn dein Absatz aber gleichzeitig zurückgeht, kann es passieren, dass die gewünschte Kostenkompensation trotzdem ausbleibt. Im ungünstigsten Fall kann dies die Überlebensfähigkeit deines Unternehmens zusätzlich gefährden.
„Jetzt einfach pauschal zu sagen: ‚Ich gleiche aus und schlage 15, 20 Prozent oder was auch immer drauf’, kann sicherlich nicht die Lösung sein. Entscheidungen müssen immer abhängig vom Markt sein und inwiefern man von diesen Effekten betroffen ist.“, sagt Henning.
Ökonomen verwenden für die Beziehung zwischen Preis und Nachfrage den Begriff der Preiselastizität. Wie es genau um dieses Verhältnis bestellt ist, hängt vom Produkt ab. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass bei hochpreisigen Artikeln oft auch mehr Kaufkraft existiert, wodurch diese Produkte tendenziell elastischer sind als es im niedrigen Preissegment der Fall ist.
#4: Stabile Währungen und Kurse nutzen
Angesichts des schwachen Eurokurses kann es sich lohnen, den Wechselkurs so gut es geht zu umgehen. Natürlich ist diese Maßnahme nicht für jedes Unternehmen anwendbar, aber wenn du beispielsweise Einnahmen in Dollar erzielst, könntest du versuchen, auch deine Ausgaben in Dollar zu tilgen, ohne dass zwischendurch ein Währungsumtausch stattfindet.
Alternativ lassen sich vielleicht andere Wechselkurse nutzen, denn der Euro hat nicht gegenüber jeder anderen Währung eingebüßt. So ist beispielsweise der Kurs von Euro zu Yen bisher weitestgehend stabil und von den Ereignissen in Europa unberührt.
#5: Die Krise als Chance sehen
Warum es dir höchstwahrscheinlich nichts bringen wird, jetzt in Aktionismus zu verfallen und deine Preise pauschal um 10, 15 oder gar 20 Prozent zu erhöhen, haben wir dir bereits in Punkt #3 erklärt.
Vielmehr solltest du dir die Zeit nehmen und die Krise auch als Chance betrachten, deine Zahlen und Prozesse genauer kennenzulernen. Das gibt dir die Möglichkeit, bisher unentdeckte Potenziale zu nutzen und gestärkt aus der Situation hervorzugehen. Gerade jetzt ist überlegtes Handeln gefragt.
Henning motiviert Gründerinnen und Gründer zum Handeln: „Es gibt immer Lösungen. Das Wichtigste ist, dass man sich nicht einigelt und gar nichts macht. Wenn man jetzt versucht, den Status Quo irgendwie zu bewahren, dann sichert man sich nicht für die Zukunft ab.“
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Lagerkapazitäten bedeuten für gewöhnlich Totes Kapital. Mithilfe der Bestandsverwaltung von Xentral kannst du deine Lagerbestände genaustens bestimmen und dir Warenbewegungen anhand von Historien anzeigen lassen. Klar definierte Lagerreichweiten sind für eine saubere Liquiditätsplanung enorm wichtig. Darüber hinaus bietet ein optimiertes Lagermanagement womöglich einiges an Einsparpotenzial.
Apropos Einsparung: Da Zeit bekanntlich Geld ist, kannst du mit Xentral dein komplettes Auftragsmanagement automatisieren. Für Rechnungen und Belege kannst du Vorlagen erstellen, die bei Bedarf automatisch versendet werden.
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