Rückwärtskalkulation: Finde den passenden Einkaufspreis

Alles Wissenswerte zur Rückwärtskalkulation findest du in diesem Beitrag!

Eine Person tippt auf einem Taschenrechner und schreibt in ein Notizbuch
Elisabeth Büschler

Nicht selten entscheidet die Preisstruktur über Erfolg und Misserfolg im Handel. Da die Preisfindung ein so entscheidender Faktor ist, haben sich verschiedene Methoden für die Berechnung etabliert. Eine davon wollen wir uns in diesem Beitrag näher anschauen: die Rückwärtskalkulation. Wann und wie du sie anwendest und inwieweit sie sich von anderen Berechnungsarten unterscheidet, erfährst du in diesem Beitrag.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Die Rückwärtskalkulation dient der Berechnung des Listeneinkaufspreises.

  • Es wird ausgehend vom bereits bekannten Listenverkaufspreis zurückgerechnet.

  • Der Verkaufspreis wird durch die Marktsituation oder die Konkurrenz bestimmt.

  • Mit der Rückwärtskalkulation lässt sich prüfen, ob du den gegebenen Marktpreis halten kannst und sich ein Markteintritt lohnt.

Was ist eine Rückwärtskalkulation?

Die Rückwärtskalkulation ist eine in der Industrie und im Handel verwendete Kalkulation. Sie kommt zum Einsatz, wenn der Listenverkaufspreis bekannt ist (etwa, weil er durch den Markt vorgegeben ist) und der maximale Listeneinkaufspreis ermittelt werden soll.

Was ist das Ziel der Rückwärtskalkulation?

Beim Gedanken an eine Preiskalkulation kommt dir die Berechnung deiner Verkaufspreise vermutlich als Erstes in den Sinn. Häufig sind es aber vor allem die Einkaufspreise und Bezugskosten bei der Beschaffung, die einen elementaren Einfluss auf die Gewinnmarge haben.

Hier kommt die Rückwärtskalkulation ins Spiel, deren Ziel es ist, den Verkaufspreis zu finden, zu dem ein Produkt gewinnbringend am Markt positioniert werden kann. Dabei wird ausgehend vom Listenverkaufspreis der Listeneinkaufspreis ermittelt.

Anwendungsbereiche der Rückwärtskalkulation

Die Rückwärtskalkulation findet vor allem im Handel Anwendung, kommt aber auch in der Industrie zum Einsatz. Am sinnvollsten ist sie in wettbewerbsintensiven Märkten, bei denen Kund:innen eine Vergleichsmöglichkeit für ähnliche Produkte haben, z. B. im e-Commerce. Wenn du nicht gerade individuelle oder einzigartige Produkte verkaufst, ist eine freie Preisgestaltung aufgrund der Konkurrenzsituation oft nicht möglich. Stattdessen lässt sich die Gewinnmarge in erster Linie durch die Einkaufspreise maximieren. 

Beispiel Rückwärtskalkulation: Schritt-für-Schritt erklärt

An dieser Stelle möchten wir dir anhand eines Rechenschemas zeigen, wie du eine Rückwärtskalkulation durchführen kannst.

Für das Beispiel sind folgende Ausgangsdaten gegeben:

·         Bruttoverkaufspreis: 1.200 €

·         Umsatzsteuer: 19 %

·         Kundenrabatt: 10 %

·         Skonto: 3 %

·         Vertreterprovision: 5 %

·         Gewinnzuschlag: 20 %

·         Handlungskostenzuschlag: 15 %

·         Bezugskosten: 50 €

·         Lieferskonto: 2 %

·         Lieferrabatt: 5 %

Berechnung

Rechenweg

Ergebnis

Erläuterung

Bruttoverkaufspreis

 

1.200,00 €

Endpreis inklusive Umsatzsteuer.

- Umsatzsteuer (19 %)

1.200 € ÷ 1,19

-191,60 €

Umsatzsteuer wird abgezogen.

= Nettoverkaufspreis

 

1.008,40 €

Preis ohne Umsatzsteuer.

- Kundenrabatt (10 %)

1.008,40 € × 10 %

-100,84 €

Rabatt für den/die Kund:in.

= Zielverkaufspreis

 

907,56 €

Der Zielverkaufspreis.

- Skonto (3 %)

907,56 € × 3 %

-27,23 €

Skonto für schnelle Zahlung.

- Vertreterprovision (5 %)

907,56 € × 5 %

-45,38 €

Provision für Vertreter:innen.

= Barverkaufspreis

 

834,95 €

Tatsächlicher Verkaufspreis nach Abzügen.

- Gewinnzuschlag (20 %)

834,95 € ÷ 1,20

-139,16 €

Gewinnanteil wird abgezogen.

= Selbstkosten

 

695,79 €

Alle bis dahin angefallenen Kosten.

- Handlungskostenzuschlag (15 %)

695,79 € ÷ 1,15

-90,79 €

Anteil für Handlungskosten.

= Bezugspreis

 

605,00 €

Preis bis zum Wareneingang.

- Bezugskosten

605 € - 50 €

-50,00 €

Z. B. Versandkosten, Verpackung, Zoll.

= Bareinkaufspreis

 

555,00 €

Preis nach Abzug der Bezugskosten.

+ Lieferskonto (2 %)

555 € × 2 %

11,10 €

Skonto für schnelle Zahlung.

= Zieleinkaufspreis

 

566,10 €

Preis nach Berücksichtigung des Skontos.

+ Lieferrabatt (5 %)

566,10 € × 5 %

28,30 €

Rabatt bei Abnahme größerer Mengen.

= Listeneinkaufspreis

 

594,40 €

Der endgültige Einkaufspreis (gerundet).

Um mit den gegebenen Größen einen marktüblichen Verkaufspreis von 1.200 EUR zu erzielen, muss laut unserer Rechnung ein Listeneinkaufspreis von 594,40 EUR gehalten werden.

Abgrenzung zu anderen Kalkulationsmethoden

Neben der Rückwärtskalkulation existieren noch zwei weitere Kalkulationsmethoden, die Vorwärts- und die Differenzkalkulation. Bei der Vorwärtskalkulation handelt es sich um das Pendant zur Rückwärtskalkulation. Sie kommt zum Einsatz, wenn Listeneinkaufspreis und Kosten bekannt sind und du den Listenverkaufspreis ermitteln willst, der dir eine bestimmte Marge ermöglicht.

Kalkulationsart

Ziel der Rechnung

Rechenrichtung

Anwendungsbereich

Rückwärts-kalkulation

Ermittlung des maximalen Listeneinkaufspreises

Vom Verkaufspreis zum Einkaufspreis

Prüfung der Marktpreisfähigkeit, Kalkulation vom Endpreis

Vorwärts-kalkulation

Berechnung des Verkaufspreises

Vom Einkaufspreis zum Verkaufspreis

Preisfestsetzung bei bekannten Kosten und Aufschlägen

Differenz-kalkulation

Ermittlung des möglichen Gewinns oder der maximalen Kosten

Vom Verkaufspreis zur Kostenbasis

Gewinnermittlung oder Überprüfung der Kostendeckung

Fazit

Es ist naheliegend, dass bei einer Preiskalkulation aus einem gegebenen Einkaufspreis der Verkaufspreis ermittelt werden soll. In der Praxis ist diese Rechnung aber nicht immer durchführbar oder sinnvoll. Mit der Rückwärtskalkulation haben wir dir in diesem Beitrag eine Alternative vorgestellt, mit der du deine Einkaufspreise ermitteln und zu einem gegebenen Verkaufspreis verkaufen kannst.

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Elisabeth Büschler
Sie begeistert sich für innovative Brands und Content – und ist deshalb bei Xentral mit seinen mehr als 1.700 Startups und KMU goldrichtig. Ihr Antrieb ist es, die Xentral-Community mit hilfreichen Inhalten auf das nächste Business Level bringen.

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