Kommissionierung: Effizienzsteigerung durch Automatisierung im Lager
Warum verlieren deine Picker:innen 30-50 % ihrer Zeit mit Laufen statt mit Picken? Weil die meisten Lager noch nach dem Prinzip "Mensch-zur-Ware" arbeiten – ein Relikt aus vor-digitalen Zeiten.
Moderne Ware-zur-Person-Systeme drehen dieses Prinzip um: Roboter und automatisierte Lagersysteme bringen die Ware direkt zum Arbeitsplatz. Das Ergebnis: Statt 80-120 Picks/h sind plötzlich 350-600 möglich – eine Effizienzsteigerung von bis zu 400 %. Dieser Leitfaden zeigt dir, welche Automatisierungsstufe zu deinem Unternehmen passt, welche Technologien existieren und wie schnell sich die Investition amortisiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Effizienz als Vorteil: Automatisierte Kommissionierung senkt Kosten, reduziert Fehler und kompensiert Fachkräftemangel durch kürzere Wege und höhere Pick-Leistung.
- Flexibel einsteigen: Teilautomatisierung (z. B. scannergeführtes Picking) bringt schnellen Nutzen bei moderater Investition; Vollautomatisierung maximiert Skalierbarkeit.
- Software entscheidet: Ein zentrales ERP mit integriertem LVS steuert Prozesse, sichert Qualität (z. B. Scan-Abgleich, FIFO) und ermöglicht nachhaltiges Wachstum.
Was ist Kommissionierung?
Kommissionierung bedeutet, Waren entsprechend dem Kundenauftrag aus dem Lager zu entnehmen und für den Versand vorzubereiten – das sogenannte "Picken" der Artikel durch die Kommissionierer:innen (Picker). In der Praxis gleicht das dem Einkauf im Supermarkt: Die Einkaufsliste ist der Auftrag, der Supermarkt das Lager. Artikel für Artikel wandern in den Einkaufswagen, bis der Auftrag erfüllt ist.
Der Unterschied: Im Lager ist Zeit knapp, Fehler kosten Geld und die Effizienz entscheidet über den Geschäftserfolg. Während ein vergessener Artikel beim privaten Einkauf ärgerlich ist, bedeutet er im Unternehmen Retouren, unzufriedene Kunden und zusätzliche Kosten. Das Problem: Bei traditioneller, manueller Kommissionierung mit Pickliste erreichen Picker:innen nur 80-120 Picks pro Stunde – viel zu langsam für moderne Anforderungen.
Warum Effizienzsteigerung in der Kommissionierung jetzt entscheidend ist
Eine langsame oder fehlerhafte Kommissionierung verursacht hohe Kosten und unzufriedene Kund:innen. In Zeiten von Same-Day-Delivery und steigenden Personalkosten wird die Optimierung dieses Prozesses überlebenswichtig. Automatisierte Kommissionierung ist die Antwort auf diese Herausforderungen.
Die automatisierte Kommissionierung beschreibt den Einsatz von Technologien wie Robotik und Software, um das Zusammenstellen von Waren aus dem Lager weitgehend ohne manuelle Eingriffe zu realisieren. Das Ziel: die Effizienzsteigerung durch höhere Geschwindigkeit, eine drastisch reduzierte Fehlerquote und eine optimierte Durchlaufzeit jeder Bestellung.
Die Gründe für den Wandel sind klar:
- Kundenerwartungen: Schnellerer Versand ist kein Bonus mehr, sondern ein Standard.
- Fachkräftemangel: Qualifiziertes Personal für die Intralogistik ist schwer zu finden und zu halten.
- Kostenkontrolle: Jeder Pickfehler und jeder unnötige Meter Laufweg kosten bares Geld.
- Wettbewerbsdruck: Wer nicht automatisiert, verliert an Geschwindigkeit und Skalierbarkeit.
Manuell, teilautomatisiert, vollautomatisiert: Welche Stufe passt zu deinem Lager?
Die Automatisierung der Kommissionierung ist kein Alles-oder-Nichts-Szenario. Es gibt zahlreiche verschiedene Verfahren, Systeme und Technologien, mit denen du den Kommissionierungsprozess und Pick & Pack Verfahren an dein Unternehmen anpassen kannst. Der entscheidende Unterschied liegt im Prinzip darin, ob der Mensch zur Ware geht oder die Ware zum Menschen kommt.
Hier ist ein Vergleich der drei Automatisierungsstufen:
Stufe | Picks pro Stunde | Fehlerquote |
Manuell | 80-120 | Hoch |
Teilautomatisiert | 150-350 (+97 %) | Reduziert |
Vollautomatisiert | 400-600 (+400 %) | < 0,1 % |
1. Manuelle Kommissionierung: Der klassische Prozess, bei dem Mitarbeitende mit einer Pickliste durch das Lager laufen. Er ist fehleranfällig, langsam und nicht skalierbar.
2. Teilautomatisierte Kommissionierung: Hier kommen Scanner und ein Lagerverwaltungssystem (LVS) zum Einsatz. Das System erstellt wegeoptimierte Picklisten, um Laufwege zu minimieren. Ein doppelter Scan-Prozess – einmal beim Picken und erneut am Packplatz – senkt die Fehlerquote massiv. Erst wenn alle Artikel einer Bestellung korrekt gescannt sind, wird das Versandlabel gedruckt. Diese Stufe ist der ideale Einstieg in die Automatisierung für viele KMU.
3. Vollautomatisierte Kommissionierung: Dies ist die höchste Stufe der Effizienzsteigerung. Bei Ware-zur-Person-Systemen wie AutoStore bringen Roboter die Behälter mit der benötigten Ware direkt zu einem stationären Arbeitsplatz. Der Mitarbeitende oder ein Pickroboter (z.B. eOperator) entnimmt den Artikel. Laufwege entfallen komplett, was die Anzahl der Picks pro Stunde maximiert.
Du hast Sorge, zu wenig Waren im Lager zu haben? Erfahre, wie du Out-of-Stock-Meldungen effektiv vermeidest.
Technologien im Überblick: Von Pick-by zu Robotik bis hin zur zentralen Software (LVS)
Verschiedene Technologien ermöglichen unterschiedliche Stufen der Effizienzsteigerung. Entscheidend ist, die richtige Lösung für deine Unternehmensgröße und dein Auftragsvolumen zu wählen.
Pick-by-Technologien: Schnelle Effizienz-Wins ohne Vollautomatisierung
Alle Artikel erhalten eine einzigartige Codierung, die mit allen zugehörigen Informationen in der Lagerverwaltungssoftware hinterlegt ist. Die "Pick-by"-Technologien unterstützen die Kommissionierer:innen digital:
- Pick-by-Scan: Über Handgeräte bekommen Kommissionierer:innen alle Informationen zum Artikel und dessen Standort. Der Scan beim Picken aktualisiert den Auftrag und den Lagerbestand in Echtzeit. Effizienzgewinn: reduzierte Fehlerquote, optimierte Laufwege.
- Pick-by-Voice: Akustische Anweisungen über Kopfhörer führen die Picker:innen durch den Prozess. Effizienzgewinn: freie Hände, schnellere Entnahme.
- Pick-by-Vision: Augmented Reality-Brillen zeigen alle Informationen direkt im Sichtfeld an. Effizienzgewinn: noch schnellere Orientierung, integrierter Scanner.
- Pick-by-Light: Lichtsignale am Lagerplatz zeigen an, welche und wie viele Artikel als Nächstes gepickt werden müssen. Effizienzgewinn: keine Orientierungszeit, visuelle Führung.
Alle Pick-by-Technologien ermöglichen verkürzte Orientierungs- und Wegzeiten durch automatisch optimierte Picking-Routen.
Hardware: Roboter und automatisierte Lagersysteme für maximale Effizienz
Die bekannteste Form der Vollautomatisierung sind Ware-zur-Person-Systeme, die die Wegzeit auf nahezu null reduzieren:
- Automatisches Kleinteilelager (AKL): Systeme wie AutoStore nutzen den Lagerraum extrem kompakt. Roboter fahren auf einem Raster (Grid) über gestapelte Behälter, heben den benötigten Behälter an und transportieren ihn zum Kommissionierplatz. Effizienzgewinn: Keine Laufwege, maximale Raumausnutzung, bis zu 600 Picks/h.
- Pickroboter: An der Kommissionierstation kann ein Mensch oder ein Roboter den finalen Griff übernehmen. Pickroboter wie der eOperator nutzen künstliche Intelligenz (KI) und Bilderkennung, um Artikel präzise und schnell zu greifen. Effizienzgewinn: 24/7-Betrieb möglich, keine Ermüdung, gleichbleibende Qualität.
Software: Das Gehirn der Effizienzsteigerung
Ohne eine zentrale Steuerung ist selbst die beste Robotik nutzlos. Ein modernes, cloud-basiertes ERP-System mit integriertem Lagerverwaltungssystem (LVS) ist der Schlüssel zum Erfolg. Es ist die "Single Source of Truth" für alle logistischen Prozesse.
Ein lean ERP wie Xentral agiert als zentrale Schaltstelle deiner Intralogistik. Es verbindet nicht nur klassische ERP-Funktionen wie Einkauf und Produktion mit e-Commerce-Kanälen, sondern steuert auch deine gesamte Lagerautomatisierung. Die Software entscheidet, welcher Roboter welchen Behälter holt, und sorgt für einen nahtlosen Informationsfluss.
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Der Business Case: Messbare Erfolge und ROI der Lagerautomatisierung
Die Investition in Lagerautomatisierung muss sich rechnen. Logistik-Manager und IT-Entscheider benötigen harte Fakten, um den Business Case zu rechtfertigen. Die Effizienzsteigerung lässt sich in konkreten Kennzahlen messen.
Harte Fakten der Automatisierung:
- Produktivitätssteigerung: Eine teilautomatisierte Kommissionierung kann die Effizienz um bis zu 97 % steigern, eine vollautomatisierte mit Pickroboter sogar um bis zu 140 %.
- Zeitersparnis: Durch den Wegfall manueller Prozessschritte lässt sich die gesamte Durchlaufzeit einer Bestellung um bis zu 60 % reduzieren.
- Fehlerreduktion: Geführte Scan-Prozesse und Automatisierung senken die Fehlerquote auf unter 0,1 %. Das spart Kosten für Retouren und steigert die Kundenzufriedenheit.
- Skalierbarkeit: Cloud-basierte Softwaresysteme ermöglichen es, die Leistung dynamisch anzupassen. So können saisonale Spitzen, wie sie etwa das Unternehmen Liebscher & Bracht erlebt, ohne zusätzliches Personal bewältigt werden.
Der Return on Investment (ROI) ergibt sich aus der Summe dieser Vorteile. Geringere Personalkosten, weniger Retouren, höherer Warendurchsatz und die Fähigkeit, weiter zu wachsen, sorgen dafür, dass sich die Anfangsinvestition oft schon nach wenigen Jahren amortisiert.
Ein detailliertes Lasten- und Pflichtenheft ist die Grundlage für jedes erfolgreiche Automatisierungsprojekt. Es definiert alle Anforderungen an die Hard- und Software und dient als vertragliche Basis mit deinem Systempartner.
In 5 Schritten zur automatisierten Kommissionierung: Ein Praxisleitfaden
Die Einführung einer automatisierten Kommissionierung ist ein strategisches Projekt. Ein strukturierter Ansatz hilft dir, typische Fallstricke zu vermeiden. Diese fünf Schritte bilden einen bewährten Leitfaden.
- Analyse und Zieldefinition: Erfasse deine aktuellen Prozesse und KPIs. Wo liegen die größten Schmerzpunkte? Definiere klare Ziele, z. B. "Steigerung der Picks pro Stunde um 50 %" oder "Senkung der Fehlerquote unter 0,5 %".
- Prozessoptimierung: Automatisiere keinen schlechten Prozess. Räume zuerst dein "Excel-Chaos" auf und standardisiere deine Abläufe. Oft lassen sich schon durch eine bessere Organisation und ein zentrales ERP-System erste Quick-Wins erzielen.
- Systemauswahl (Software & Hardware): Evaluiere verschiedene Lagersysteme und Roboter-Technologien. Lege den Fokus aber auf die Software. Prüfe die Integrationsfähigkeit des LVS in deine bestehende IT-Landschaft (ERP, Shopsystem) und achte auf die Skalierbarkeit.
- Implementierung und Integration: Erstelle einen detaillierten Projektplan. Die nahtlose Integration in dein führendes ERP-System ist entscheidend für den Erfolg. Xentral bietet hier über 200 Integrationen und eine flexible API.
- Go-Live und Optimierung: Nach dem erfolgreichen Start beginnt die Phase der kontinuierlichen Verbesserung. Überwache deine Kennzahlen, sammle Feedback und nutze die Flexibilität des Systems, um deine Prozesse weiter zu verfeinern.
Bei Xentral setzen wir auf eine praxisorientierte Lösung, die darauf abzielt, die Kommissionierung mit deinem ERP-System so einfach und effizient wie möglich zu machen – ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Machine Learning.
Teste jetzt kostenlos, wie Xentral deine Kommissionierung optimieren kann und entdecke auch unsere Lösungen für das Auftragsmanagement.
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