Lagerverwaltungssoftware: Vorteile & Tipps im Überblick
Lagerverwaltungssoftware: Vorteile, Auswahlkriterien und Tipps für mehr Effizienz. Die wichtigsten Grundlagen und Empfehlungen jetzt entdecken!
Die Lagerhaltung ist ein bedeutender Bereich eines jeden Unternehmens. Probleme in den logistischen Prozessen fressen nicht nur wertvolle Zeit, sondern wirken sich auch negativ auf die Kundenzufriedenheit aus! Ausverkaufte Produkte, lange Lieferzeiten oder gar die falschen Produkte können die Kundschaft sehr schnell vergraulen.
Damit du solche Fehler vermeiden kannst, benötigst du die Unterstützung einer Lagerverwaltungssoftware. Bis zu einem gewissen Grad sind deine Prozesse manuell realisierbar. Wenn dein Bestellaufkommen jedoch zu groß wird und/oder du mehrere Verkaufskanäle bespielst, ist das Fulfillment ohne eine Softwarelösung nicht mehr möglich, geschweige denn wirtschaftlich.
Lagerverwaltungssysteme schaffen hier Abhilfe und helfen dir dabei, deine Logistikprozesse zu automatisieren. In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum du eine Lagersoftware nutzen solltest und auf was es bei der Auswahl ankommt! Darüber hinaus geben wir dir eine Übersicht über die Evolutionsstufen eines Unternehmens und zeigen dir, wann du welchen Teil deiner Logistik automatisieren solltest. Dafür haben wir uns mit Dennis Fühner von Xentral-Partner founderlab einen Experten in Sachen Lageroptimierung ins Boot geholt!
Die effektive Lagerhaltung ist für jedes Unternehmen ein wichtiger Grundstein des Erfolgs. Eine Lager-verwaltungssoftware (engl.: Warehouse Management System) unterstützt dich bei der Organisation deiner Lager und der effizienten Durchführung von Lagerbewegungen. Lagersoftware bündelt alle Lagerprozesse vom Wareneingang über Umlagerungen und die Kommissionierung bis hin zum Warenausgang auf einer einheitlichen Plattform. Somit behältst du immer den Überblick über deine Lagerhaltung und optimierst deine Prozesse im Lager.
Wozu dient eine Lagerverwaltungssoftware?
In Zeiten des E-Commerce, in denen über 90% der Deutschen Onlineeinkäufe tätigen (Quelle: statista.de), sind funktionierende logistische Prozesse wichtige Hygienefaktoren, die deine Kundschaft voraussetzt. Im Umkehrschluss können Unterbrechungen innerhalb deiner Logistik aber zu einem erhöhten Aufwand im Kundensupport, unnötigen Retouren und schlimmstenfalls sogar Imageschäden.
Lesetipp: Wie du automatisierte Logistik in der Praxis umsetzt, zeigen wir dir in diesem Beitrag!
Damit du solche Probleme verhinderst und die richtigen Waren, in der richtigen Menge zur richtigen Zeit zur Verfügung stehen, solltest du eine Lagerverwaltungssoftware einsetzen.
Vereinfacht gesagt, schafft Lagerverwaltungssoftware ein digitales Abbild deines Lagers und der mit ihm verbundenen Prozesse. Damit legst du die Grundvoraussetzung für effiziente, ressourcenschonende Prozessabläufe.
Mit einer passenden Lagersoftware weißt du zu jederzeit, wie deine Lagerbestände aussehen, wo deine Artikel zu finden sind und welche Lagerbewegungen stattfinden. Durch die Automatisierung deiner Logistikprozesse werden zusätzlich Fehlerquellen minimiert. Gleichzeitig setzt ein Lagerverwaltungssystem Ressourcen frei, die ohne entsprechende Lösung an die manuelle Bearbeitung gebunden sind.
Lesetipp: Mehr Informationen über die Liquiditätsplanung gibt es in diesem Blogbeitrag!
In diesem Video zeigen wir dir, wie du mit Xentral ganz einfach dein Lager und Fulfillment optimierst!
Vorteile einer Lagerverwaltungssoftware
Ein Lagerhaltungssystem spiegelt nicht nur dein Lager wider, sondern bietet dir handfeste Vorteile für dein Unternehmen.
Dokumentation der Warenein- und -ausgänge: Das System registriert jeden Zu- und Abgang in deinem Warenlager. Dies kann zum Beispiel direkt im Kassensystem passieren oder mithilfe von Barcode-Scannern geschehen, wodurch du Zeit einsparst.
Echtzeiterfassung von Lagerbeständen: Lagerverwaltungssoftware ermöglicht es, vorhandene Bestände jederzeit im Blick zu haben. Komplizierte, manuelle Prozesse adé.
Vermeidung von Über- oder Unterbeständen: Eine Lagersoftware meldet automatisch zu niedrige bzw. zu hohe Bestände, damit du dein Lager optimal führen kannst. So vermeidest du zu volle Lager, die unnötig viel Kapital binden, aber auch leere Lager.
Intelligente Lagerhaltung: Lagerverwaltungsprogramme helfen bei der Sortierung der Waren. Dank der Kenntnis der aktuellen Lagerkapazitäten hilft die Software dabei, den passende Lagerplätze zu finden.
Interne Bewegungen dokumentieren: Vor allem in größeren Lagerzentren kommt es häufig zu Umlagerungen. Diese können ebenfalls von der Lagerverwaltungssoftware erfasst werden, damit der Standort der Ware schnell bestimmt werden kann.
Volle Transparenz ermöglichen: Nicht nur du willst wissen, ob und welche Artikel bei dir vorrätig sind – dasselbe gilt auch für deine Kundschaft. Informationen zu den Beständen und ein möglichst exaktes Lieferdatum erhöhen deine Verkaufschancen.
Warenströme analysieren: Ein Lagerverwaltungsprogramm sammelt permanent Daten über den Warenfluss. Damit entstehen nicht nur transparente Warenströme, sondern es werden auch Optimierungspotenziale und mögliche Automatismen offengelegt.
Lagerverwaltungssoftware: Darauf kommt es an!
Wenn du vor der Auswahl einer passenden Lagersoftware stehst, solltest du neben den Kernfunktionen auch weitere Kriterien ins Auge fassen. Die wichtigsten von Ihnen stellen wir dir im Folgenden vor.
Nahtlose Integration
Deine Lagerverwaltungssoftware sollte kein starres, in sich geschlossenes System sein, das „nur“ die Warenbewegungen deines Lagers überwacht. Eine gute Lösung ist direkt in deine Softwarelandschaft integriert und kommuniziert über performante Schnittstellen (APIs) mit anderen Systemen.
Wenn du beispielsweise in deinem Onlineshop etwas verkaufst, sollte sich der Warenbestand entsprechend verändern. Doch nicht nur Verkaufsplattformen sollten sich an deine Software anbinden lassen: Mit der Integration von Buchhaltung und Rechnungslegung kannst du viele weitere Prozesse automatisieren, die im Falle einer manuellen Bearbeitung zeitraubend und fehleranfällig sind.
Multichannel-Tauglichkeit
Viele Unternehmen verkaufen nicht nur auf einer Plattform: Neben einem eigenen Onlinestore bedienen sie Marktplätze wie Amazon, eBay oder Kaufland. Hinzu kommt womöglich noch ein lokales Geschäft, das ein Kassensystem (POS) nutzt. Wenn du selbst auch nur einige dieser Kanäle nutzt oder künftig nutzen willst, sollte deine Lagerverwaltungssoftware ein zentrales Multichannel-Management ermöglichen. So kannst du dein Kunden-, Produkt- und Bestandsdatenmanagement in einer Plattform abwickeln und behältst den Überblick.
Lesetipp: Du willst wissen, wie du ein ERP an einen Onlineshop anbinden kannst? Dann empfehlen wir dir diesen Beitrag.
Abbildung des internen und externen Fulfillment
Womöglich ist die Bezeichnung „dein Lager“ gar nicht die exakteste, weil du anstelle eigener Kapazitäten externe Fulfillment-Dienstleister oder Programme wie Amazons FBA nutzt oder weil dein Warehousing eine Mischform aus interner und externer Lagerung beschreibt. Deiner Lagerverwaltungssoftware sollte es egal sein, wo und wie dein Fulfillment stattfindet.
Lesetipp: Nicht immer musst du ein eigenes Lager betreiben. In unserem Beitrag Eigenlager vs. Fremdlager zeigen wir dir Alternativen und Entscheidungshilfen auf!
Standortunabhängigkeit und Flexibilität
In Zeiten von Homeoffice bist du als Unternehmer in der Welt zuhause. Da wäre es praktisch, wenn sich dein Inventory Management auch standortunabhängig realisieren ließe. Wenn sich deine Lagerverwaltung am Smartphone per Browser oder per App steuern lässt, braucht es dazu noch nicht mal einen Laptop und du kannst deine Logistik jederzeit von unterwegs überwachen.
Eine Lösung, die mitwächst
Eine Lagerverwaltungssoftware für ein kleines Unternehmen zu finden, kann aufgrund des Kostenfaktors zur Herausforderung werden. Vor allem in frühen Phasen deines Unternehmens verfügst du womöglich nicht über die finanziellen Mittel für eine Enterprise-Lösung. Dein Lagerverwaltungsprogramm sollte deshalb über ein auf dein Unternehmen zugeschnittenes Preismodell verfügen.
Lesetipp: Wir zeigen dir, wie du einen optimalen Warenfluss durch Lagermanagement und ERP erreichst!
Dezentrales Cloud-Hosting
Bei der Wahl deiner Lagerhaltungssoftware kann es auch sinnvoll sein, sich über das Hosting deines Tools Gedanken zu machen.
On-Premise-Lösungen erfordern eigene IT-Infrastrukturen, deren Kapazitäten limitiert sind und die eine regelmäßige Wartung erfordern. Bei einem dezentralen Hosting in der Cloud ist das anders. Bei diesem werden deine Daten extern bei einem Anbieter für Cloud-Services gespeichert. Über deine Systemkapazitäten brauchst du dir dann keine Gedanken mehr zu machen. Du benötigst nur einen Browser und eine Internetverbindung, um auf dein Lagerverwaltungsprogramm zugreifen zu können.
Lesetipp: Wir zeigen dir, welche Vorteile ein Cloud-ERP bietet!
Integrierte Lagerhaltung mit ERP-Software
Auf dem Markt gibt es eine Reihe von Anbietern, die Lagerverwaltungssoftware anbieten. Jede davon bietet verschiedene Funktionen und besitzt Vor- und Nachteile. Wenn auch du vor der Auswahl einer Lagersoftware stehst, solltest du einen Schritt weiter denken und dein ganzes Unternehmen im Auge behalten.
Eine einzelne Softwarelösung für dein Lager mag zwar eine Baustelle schließen. An anderer Stelle entstehen jedoch wieder Probleme und Ineffizienzen, wenn beispielsweise deine Lagerverwaltungssoftware nicht direkt mit deinen vorhandenen Systemen kommuniziert oder keine Schnittstellen bietet.
Eine allumfassende Lösung stellt ein ERP-System dar. Die meisten ERP-Lösungen beinhalten Module für die effektive Lagerverwaltung und ein Warenwirtschaftssystem.
Lesetipp: Wenn du dich fragst, ob du ein ERP kaufen oder mieten solltest, haben wir in diesem Beitrag die Antwort!
Vorteile der integrierten Lagerhaltung
- Optimiertes Lagermanagement
- Symbiose mit anderen Unternehmensbereichen
- Papierlose Arbeitsabläufe
- Effiziente Lagerabläufe
- Steigerung der Kundenzufriedenheit
Kriterien für die Automatisierung der Logistik
Im Folgenden stellen wir dir verschiedene Wachstums- bzw. Evolutionsstufen vor, die Unternehmen im Laufe ihres Bestehens durchlaufen. Die Übergänge sind dabei fließend und hängen von verschiedensten Faktoren ab. Welche das sind, erklären wir dir hier.
Die Branche
In welchem Markt du dich befindest, hat maßgebenden Einfluss darauf, wann und in welchem Umfang du deine Logistik automatisierst. Nehmen wir zum Beispiel die Food-Industrie: Diese ist stark durch gesetzliche Vorgaben gekennzeichnet, die für andere Branchen nicht gelten. Jedes Produkt muss ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) aufweisen und bis zu seinem Ursprung zurückverfolgbar sein, was den Einsatz von Chargennummern erfordert. Um diese Größen automatisch fortschreiben zu können, wirst du wahrscheinlich schneller auf ein ERP als deine funktionale Lagerverwaltungssoftware umsteigen als ein Unternehmen, das derartigen Vorgaben nicht unterliegt.
Tipp: Warum sich Xentral besonders gut als ERP für den Food-E-Commerce eignet, erfährst du hier!
Das Sortiment
Dein Sortiment hat ebenfalls großen Einfluss auf deine Logistik. So macht es beispielsweise einen großen Unterschied, ob du nur ein Produkt verkaufst oder dein Portfolio dutzende Artikel umfasst. Gleiches gilt, wenn deine Artikel viele Varianten umfassen und in unterschiedlichen Größen, Farben und Formen erhältlich sind. Je komplexer dein Sortiment ist, desto schwieriger wird es, alle relevanten Informationen mithilfe einer Excelliste zu erfassen.
Lesetipp: Du fragst dich: Was ist eigentlich Product Information Management? Wir erklären dir, was PIM ist und welche Vorteile es bereithält.
Die Marge
Wenn du dein Unternehmen erfolgreich am Markt für Luxusuhren positioniert hast, ermöglicht dir deine Marge in Relation zu anderen Märkten große Spielräume für die Optimierung deiner Prozesse. Deshalb kann es hier bereits ab einem vergleichsweise geringen Bestellvolumen sinnvoll sein, die Logistik zu automatisieren und über die Einführung eines ERPs nachzudenken, die zweifelsohne eine hohe Anfangsinvestition nach sich zieht. Wenn du dagegen nur wenige Prozent deines Verkaufspreises als Gewinn verbuchen kannst, braucht es ein entsprechendes Bestellaufkommen, damit sich die Automatisierung rentiert.
Verkaufskanäle
Ob du „nur“ über deinen eigenen Onlineshop verkaufst oder daneben noch auf Marktplätzen (z.B. Amazon oder eBay) aktiv bist und deine Follower deine Artikel zusätzlich direkt über Instagram, TikTok und dergleichen erwerben können, macht für deine Logistik einen gewaltigen Unterschied.
Gängige Shopsysteme können verschiedene Kanäle zwar anbinden, sodass du über diese verkaufen kannst, eine kanalübergreifende Bestandsverwaltung suchst du jedoch vergebens. Das Problem exponenziert sich, wenn du dein Unternehmen internationalisierst. Dann betreibst du womöglich je nach Zielland verschiedene Lager und arbeitetest mit unterschiedlichen Versanddienstleistern zusammen. Zudem unterscheiden sich die einzelnen Märkte auch steuerrechtlich voneinander. Ohne eine Software, die all deine Zahlungs- und Warenströme bündelt und deine Logistikprozesse automatisiert, kommst du hier nicht weit.
Evolutionsstufen der Logistik:
Vom manuellen Startup zum vollautomatisierten Multichannel-Business
Gemeinsam mit unserem Experten, Dennis Fühner von Founderlab, haben wir drei, respektive vier Evolutionsstufen herausgearbeitet. Die vorherigen Kriterien entscheiden maßgebend darüber, ob und wann ein Unternehmen von einer in die nächste Stufe übergeht. Die folgenden Zeilen geben dir aber einen guten Überblick darüber, wie sich deine Prozesse verändern und wann es Sinn macht, manuelle Prozesse mittels Excelliste und/oder Middleware zu hinterfragen und auf ein ERP umzusteigen.
Dennis Fühner
Stufe 0: Dein Business startet
Unternehmensstatus
In Phase 0 haben sich deine Produkte ein erstes Mal bewährt und dein Business kommt langsam ins Rollen. Für gewöhnlich verkaufst du allein oder mit einem kleinen Team in deinem eigenen Onlineshop.
Probleme mit dem aktuellen Setup
Wir haben unsere Abstufung vor allem deshalb mit der Stufe 0 begonnen, weil das Thema Lagerverwaltung in diesem Stadium meist noch keine Rolle spielt. Systeme wie Shopify, Shopware oder WooCommerce bringen bereits die wichtigsten Funktionen mit, um in kurzer Zeit einen voll funktionsfähigen Shop aufzubauen. Allerdings lässt sich mit den meisten Systemen keine Rechnung erstellen – hier kannst du mit Softwarelösungen wie Lexoffice, Billbee oder Easybill Abhilfe schaffen.
Das solltest du in dieser Phase automatisieren
In diesem Stadium laufen die meisten deiner Prozesse noch manuell. Das gilt auch für den Pick-&-Pack-Prozess. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass ein typischer Workflow meistens wie folgt aussieht: Einmal am Tag, meistens am Morgen, werden alle Versandlabel für die zu bearbeitenden Bestellungen gedruckt. Dabei werden die Label in einem PDF zusammengefügt und an den Drucker gesendet – von Hand natürlich. Anschließend werden die bestellten Artikel zusammengesucht und verpackt.
Über Möglichkeiten zur Wege- und Lagerplatzoptimierung machst du dir in dieser Phase deiner Logistik noch keine Gedanken: Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, bietet das Shopsystem allein nicht die Möglichkeit dazu. Du kannst die vorhandenen Einheiten deiner Artikel pflegen – nicht mehr und nicht weniger. Die Beschaffenheit deines Lagers, etwa die vorhandene Fläche, Regalnummern und Lagerplatzauslastung lassen sich nicht erfassen.
Übergang zu Phase 1
Spätestens wenn du dich dazu entschließt, über weitere Channels wie Marktplätze zu verkaufen, wird dein jetziges Setup an seine Grenzen stoßen. An diesem Punkt beginnen Unternehmen oft, erstmals über Ihre Lagerverwaltung nachzudenken - und über die Optimierung Ihrer Lagerprozesse.
Stufe 1: Proof of Concept & erste Umsätze
Unternehmensstatus
Allmählich wird klar: Deine Geschäftsidee war und ist eine gute! Du erzielst erstmals konstante Umsätze und hast die größten Hürden bei der Unternehmensgründung und dem Einstieg in den E-Commerce gemeistert. Jetzt ist es an der Zeit, sich mit der Optimierung deiner logistischen Prozesse auseinanderzusetzen.
Probleme mit deinem aktuellen Setup
Gängige Shopsysteme bieten häufig die Möglichkeit, neue Verkaufskanäle über Schnittstellen anzubinden. Das Problem: Das Bestands- und Auftragsmanagement lassen sich auf die Art nicht zentral verwalten. Bestellungen gehen losgelöst voneinander auf den einzelnen Verkaufskanälen ein. Zwischen all den Insellösungen fällt es zunehmend schwerer, den Überblick zu behalten.
Eine weitere Herausforderung ist eher eine Frage des Komforts: Zur Überwachung ihrer Bestände wollen Gründerinnen und Gründer per App auf ihre Lagerverwaltungssoftware zugreifen. In dieser Phase bietet sich jedoch häufig noch nicht die technische Möglichkeit dazu, weshalb viele Prozesse am PC stattfinden. Eine Anbindung von Peripherie-Geräten wie Labeldruckern ist in diesem Stadium auch oft noch nicht möglich.
Das solltest du in dieser Phase automatisieren
Vor allem in der Startup-Szene sind kosteneffiziente Middleware-Lösungen wie zum Beispiel Billbee sehr beliebt, um erste Wachstumsschmerzen zu lindern. Sämtliche Aufträge lassen sich in Billbee aggregieren. Das Tool bietet ein Bestandsmanagement, das zwar nicht sehr tiefgreifend ist, dafür aber eine zentrale Überwachung deiner Waren und Güter erlaubt.
Bei der Optimierung deiner Lagerverwaltungsprozesse sind den Tools allerdings Grenzen gesetzt, da sie, ähnlich wie Shopsysteme, nur auf die Überwachung deiner Bestände beschränkt sind. Die Beschaffenheit deines Lagers lässt sich nicht abbilden. Gleiches gilt für den Einkauf: Wareneingänge kannst du deinen Beständen hinzuaddieren. Wo sich deine Einkäufe befinden und wann der Wareneingang stattfand, lässt sich aber nicht tracken.
Verglichen mit der Anfangsphase deines Unternehmens hat sich in Sachen Pick & Pack in dieser ersten Evolutionsstufe der Logistik noch nicht viel getan – mit dem Unterschied, dass dein Bestellvolumen sehr wahrscheinlich gestiegen ist und manuelle Prozesse an ihre Grenzen stoßen.
Übergang zu Phase 2
Sobald das Bestellvolumen steigt, wächst unserer Erfahrung nach auch der Wunsch nach einer ortsunabhängigen Verwaltung des Lagers. Wenn du per App auf deine Bestände zugreifen möchtest, stehst du oft an der Schwelle zu Phase 2 der Lagerverwaltung. Hinzu kommt das Bedürfnis, die Logistik stärker automatisieren und Prozesse noch effizienter gestalten zu wollen, damit du langfristig weiter wachsen kannst.
Stufe 2: Skalierung durch Automatisierung
Unternehmensstatus
In dieser Phase beschäftigst du wahrscheinlich erstmals Mitarbeitende, die sich einzig und allein mit der Bearbeitung logistischer Prozesse befassen.
Jeder Unternehmensbereich ist durch eine erhöhte Frequenz gekennzeichnet und teilt sich womöglich in verschiedene Abteilungen. Im Falle des Lagers kann es sein, dass du unterschiedliche Bereiche für Kommissionierung, Wareneingang und Lagerung nutzt.
Probleme mit deinem aktuellen Setup
Im Vergleich zu früheren Entwicklungsphasen sind Bestellvolumen und Anforderungen an logistische Prozesse noch einmal deutlich gestiegen. Mit manuellen Prozessen und Middleware wirst du diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Um mit deinem Wachstum Schritt halten zu können, musst du deine Logistikprozesse stärker automatisieren.
Das solltest du in dieser Phase automatisieren
Unternehmen der Evolutionsstufe 2 haben für gewöhnlich ein ERP im Einsatz, das bisherige Abläufe und Middleware-Lösungen ersetzt. ERPs erlauben die Erfassung von Flächennutzung und Regalnummern sowie die Umlagerung deiner Waren. So kann ein Umdenken von der Bestands- zur Lagerverwaltung stattfinden.
Um Vorhersagen über die künftigen Bestände treffen zu können und Fehlbestände zu vermeiden, wird der Einkauf getrackt. Mithilfe eines ERPs kannst du dein Bestandsmanagement auch automatisieren und eine Nachbestellung auslösen, sobald ein zuvor festgelegter Mindestbestand erreicht ist.
Neben der Bestandsverwaltung lassen sich mit einem ERP auch Teile des Pick-&-Pack-Prozesses automatisieren. Dein Labeldrucker ist beispielsweise direkt an das System angebunden. Bei Eingang einer Bestellung werden alle relevanten Daten automatisch an deine Logistik versandt und das Versandlabel gedruckt. Parallel erhält der Kunde bzw. die Kundin eine Rechnung mit allen für ihn/für sie relevanten Informationen.
In diesem Stadium beginnen Händler zudem mit der Priorisierung ihrer Aufträge. Verkaufst du beispielsweise auf Amazon, ist es von Vorteil, wenn Amazon-Prime-Bestellungen mit erhöhter Priorität versandt werden, damit du den 1-Tages-Versand gewährleisten kannst.
Übergang zu Phase 3
Die Einführung eines ERPs geschieht nicht über Nacht. Für einen reibungslosen Ablauf wirst du einzelne Bereiche deines Unternehmens bzw. deiner Logistik nach und nach automatisieren, anstatt alles auf einen Schlag umzugestalten. Mit der Zeit werden du und dein Team im Umgang mit dem System immer besser. In Phase 3 gilt es daher, deinen Prozessen den letzten Schliff zu geben.
Stufe 3: Prozessoptimierung
Unternehmensstatus
Gegenüber Phase 2 ist dein Unternehmen noch einmal deutlich gewachsen. Dein Team professionalisiert sich und steigert seinen Automatisierungsgrad stetig. Dadurch erreicht dein Unternehmen immer schnellere Durchlaufzeiten.
Probleme mit deinem aktuellen Setup
Häufig wird die Logistik in dieser Phase vor allem durch geschäftsstrategische Entscheidungen beeinflusst, zum Beispiel Bestrebungen zur Internationalisierung. Willst du in einen neuen Markt expandieren, musst du dich mit den steuerrechtlichen Gegebenheiten des gewünschten Ziellandes auseinandersetzen. Hier muss dein ERP zwischen verschiedenen Mehrwertsteuersätzen, eventuell unterschiedlichen Lagerstandorten und Versandoptionen unterscheiden können.
Apropos Versand: Mit sog. Versandregeln lässt sich für Unternehmen mit einem hohen Bestellvolumen oft bares Geld sparen. Wenn deine Logistik beispielsweise in der Lage ist, kleine Artikel über die günstige DHL-Warenpost zu versenden, kannst du einen Teil der Versandpauschale einbehalten. Dazu muss das System aber unterscheiden können, wann welche Versandart anzuwenden ist.
Das solltest du in dieser Phase automatisieren
Die Einführung eines ERPs als Lagerverwaltungssoftware ist oft erst der Anfang. Indem du deinen Automatisierungsgrad weiter erhöhst und die Prozesse aus der vorherigen Stufe verfeinerst, kannst du weiter wachsen und auch langfristig erfolgreich sein.
Befindet sich dein Unternehmen in dieser Evolutionsstufe der Logistik, hat sich dein Lager aber wahrscheinlich auch hardwareseitig verändert: Händler nutzen in diesem Stadium meistens Kommissionierungswagen. Diese werden anhand von Picklisten gefüllt. Für ein möglichst effizientes Arbeiten empfiehlt es sich, wenn dein ERP die Erstellung von Picklisten anhand vordefinierter Kriterien erlaubt und zum Beispiel die Bestellungen im Wagen landen, die nur je eine Einheit der bestellten Artikel umfassen oder nur Frischware enthalten. So spart dein Team bei Transportwegen enorm Zeit.
Bei der Wege- und Flächenoptimierung spielt der Umgang mit Produkt-Bundles eine große Rolle. Diese werden von Unternehmen der dritten Stufe anders gehandhabt als in vorherigen Phasen. War es bisher üblich, Bundles in einem separaten Bereich zu lagern, wird jetzt automatisch vom System erkannt, welche Artikel zu einem Bundle gehören. Artikel, die Teil eines Bundles sind, können jetzt mit anderen Produkten gelagert werden und benötigen diese Sonderbehandlung nicht länger. Stattdessen wird auf der Pickliste vermerkt, was zu einem Bundle gehört.
Sofern dein Unternehmen mit mobilen Scannern arbeitet, empfiehlt sich unter Umständen auch die beleglose Kommissionierung. Anstatt für jede Bestellung einen separaten Lieferschein auszudrucken, lassen sich Orders direkt an die Geräte senden. Der Scanner kann dann auch zur Überprüfung genutzt werden, um sicherzustellen, dass Bestellungen auch vollständig sind und fehlerhafte Sendungen vermieden werden. Dabei hängt es vom Produkt und dem Verhältnis aus Kosten und Nutzen ab, ob der Scan beim Picken, Packen oder, in Form eines zweistufigen Checks, bei beidem erfolgt.
Besonders praktisch: Lieferscheine, egal ob digital oder in Papierform, lassen sich automatisch vom System anhand der Regalnummer, dem Gang oder dergleichen sortieren.
Fazit: Gelungenes Inventory Management braucht Software
Da sich die Lagerhaltung nur bis zu einem gewissen Grad händisch realisieren lässt, brauchen Unternehmen zuverlässige Lagerverwaltungssoftware. Diese sollte auf die Größe und Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten und nahtlos in dessen Systemlandschaft integriert sein. Ein gutes Lagerverwaltungsprogramm kann auch mehr als „nur“ deine Bestände zu überwachen. Es verkürzt deine Prozessketten dank Automatisierung, vereint dein Bestandsmanagement über mehrere Kanäle hinweg und schafft transparente Informationen zu Verfügbarkeit und Lieferzeitraum.
Wenn du einen Schritt weiter gehen und dein gesamtes Unternehmen vernetzen willst, solltest du auf ein leistungsstarkes ERP-System setzen. Dieses optimiert nicht nur deine Lagerhaltung, sondern stellt das Grundgerüst automatisierter Geschäftsprozesse im gesamten Unternehmen dar und stellt sicher, dass alle Unternehmensbereiche effektiv zusammenarbeiten.
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