Lagerreichweite berechnen & optimieren: Praxisanleitung + Formel
Die Lagerreichweite ist eine entscheidende Kennzahl, die angibt, für wie viele Tage der aktuelle Lagerbestand bei gleichbleibendem Verbrauch ausreicht. Erfahre hier, wie du sie berechnest, verstehst und optimierst.
Das Wichtigste in Kürze:
- Eine präzise Berechnung und Optimierung der Lagerreichweite reduziert Kapitalbindung, Lagerhaltungskosten und Abschreibungen – besonders wichtig für Startups und KMUs.
- Methoden wie ABC-XYZ-Analyse, Just-in-Time-Prinzip und datenbasierte Bedarfsprognosen helfen, Überbestände zu vermeiden und Lieferengpässe zu reduzieren.
- Moderne ERP-Software ermöglicht Echtzeit-Berechnungen, optimierte Nachbestellungen und kanalübergreifendes Bestandsmanagement für effizientere Prozesse.
Was ist die Lagerreichweite? Definition und Bedeutung
Die Lagerreichweite ist eine Kennzahl, die angibt, wie lange dein aktueller Lagerbestand bei gleichbleibendem Verbrauch noch ausreicht. Sie wird typischerweise in Tagen angegeben und ist ein wichtiger Indikator für die Effizienz deines Bestandsmanagements.
Anders ausgedrückt: Die Lagerreichweite zeigt dir, wie lange du ohne Nachschub auskommst, bevor dein Lager leer ist. Damit hilft sie dir, die Balance zwischen Lieferfähigkeit und Kapitalbindung zu finden.
Bedeutung je nach Branche:
- e-Commerce-Händler: Schnelle Reaktion auf Nachfrageschwankungen, ohne zu viel Kapital in Beständen zu binden.
- Großhändler: Direkter Einfluss auf Lieferfähigkeit und Kundenzufriedenheit.
- Lebensmittelhändler: Präzise Planung, um Verderb und Abschreibungen zu minimieren.
- Produktionsunternehmen: Sicherstellung kontinuierlicher Produktionsprozesse durch ausreichende Rohstoff- und Fertigwarenbestände.
Lagerreichweite berechnen: Formel und Berechnungsbeispiele
Die Formel zur Berechnung der Lagerreichweite lautet:
Lagerreichweite (in Tagen) = Durchschnittlicher Lagerbestand / Durchschnittlicher täglicher Wareneinsatz
Diese Berechnung kannst du für einzelne Artikel oder dein gesamtes Sortiment durchführen.
Beispiel:
Ein e-Commerce-Händler hat:
- Durchschnittlicher Lagerbestand: 50.000 €
- Monatlicher Wareneinsatz: 30.000 €
→ Täglicher Wareneinsatz: 30.000 € / 30 Tage = 1.000 €
Berechnung:
Lagerreichweite = 50.000 € / 1.000 € = 50 Tage
Das bedeutet, bei gleichbleibendem Verbrauch reicht der Lagerbestand für 50 Tage.
Quelle: Interne Fallstudie eines Xentral-Kunden im E-Commerce-Sektor
Wie die Lagerreichweite Kosten und Kapitalbindung beeinflusst
Die Lagerreichweite hat direkten Einfluss auf die Kapitalbindung und somit auf die Liquidität deines Unternehmens:
- Kapitalbindungskosten: Jeder im Lager gebundene Euro verursacht Opportunitätskosten von ca. 5–15 % pro Jahr.
- Lagerhaltungskosten: Raumkosten, Personal, Versicherung etc. betragen durchschnittlich 20–30 % des Warenwertes pro Jahr.
- Wertminderungsrisiko: Besonders bei schnelllebigen Produkten oder kurzen Haltbarkeitsdaten können hohe Lagerreichweiten zu Abschreibungen führen.
Durch Optimierung der Lagerreichweite reduzierst du diese Kosten und verbesserst die Liquidität – ein wesentlicher Erfolgsfaktor, insbesondere für Startups und KMUs.
Optimale Lagerreichweite: Einflussfaktoren und Zielwerte
Die ideale Lagerreichweite variiert je nach Branche, Geschäftsmodell und spezifischen Anforderungen. Wichtige Einflussfaktoren sind:
- Lieferantenperformance: Zuverlässigkeit und Lieferzeiten
- Nachfrageschwankungen: Saisonalität und Vorhersagegenauigkeit
- Produkteigenschaften: Haltbarkeit, Wert und Verbrauchsmuster
- Geschäftsmodell: B2B vs. B2C, Online vs. stationärer Handel
- Lagerhaltungskosten: Mietpreise, Personalkosten, Infrastruktur
Richtwerte für verschiedene Branchen:
Branche | Typische Lagerreichweite | Besondere Anforderungen |
e-Commerce (Mode) | 30–60 Tage | Saisonale Schwankungen beachten |
Lebensmittelhandel | 7–21 Tage | MHD und Kühlung berücksichtigen |
Elektronikhandel | 20–45 Tage | Wertminderung durch neue Modelle |
Großhandel | 30–90 Tage | Rahmenverträge einkalkulieren |
Fertigungsindustrie | 15–45 Tage | Produktionssicherheit gewährleisten |
Gesetzliche Rahmenbedingungen:
- Lebensmittelhändler: Einhaltung der Lebensmittelhygieneverordnung.
- Pharmahändler: Berücksichtigung der Good Distribution Practice (GDP).
- Elektronikhändler: Einhaltung von Melde- und Entsorgungspflichten nach dem ElektroG.
Lagerreichweite verbessern: 5 praxiserprobte Strategien
Um deine Lagerreichweite zu optimieren, kannst du folgende Strategien anwenden:
1. Bedarfsplanung verbessern
Nutze historische Verkaufsdaten, Saisonalitäten und Markttrends – moderne ERP-Systeme bieten hierfür leistungsstarke Prognosetools.
2. Lieferantenbeziehungen optimieren
Verhandle kürzere Lieferzeiten und häufigere, kleinere Lieferungen. So kannst du die erforderlichen Sicherheitsbestände senken.
3. ABC-XYZ-Analyse implementieren
Kategorisiere deine Produkte nach Umsatz (ABC) und Nachfragevolatilität (XYZ). Für A-Artikel mit stabiler Nachfrage (X) kann die Lagerreichweite reduziert werden.
4. Just-in-Time und Kanban-Prinzipien anwenden
Setze in der Produktion oder bei planbaren Abnahmemengen auf Pull-Systeme, um nur das zu bestellen, was tatsächlich benötigt wird.
5. Multichannel-Bestandsmanagement vereinheitlichen
Mit einem ERP-System wie Xentral kannst du Lagerbestände für verschiedene Vertriebskanäle zentral verwalten. Die Echtzeit-Synchronisation verhindert Überverkäufe und ermöglicht es, über Pseudolagerzahlen festzulegen, welche Bestände für welchen Kanal sichtbar sind.
Beispiel: Ein Naturkosmetikhersteller reduzierte mit Xentral seine Lagerreichweite von durchschnittlich 73 Tagen auf 42 Tage – 31 % weniger gebundenes Kapital bei gleichbleibender Lieferfähigkeit von 98%.
Immer wissen, wie lange der Bestand reicht
Mit Xentral hast du deine Lagerreichweite jederzeit im Blick – automatisch berechnet, basierend auf echten Verkaufszahlen.
Lagerreichweite vs. Lagerumschlagshäufigkeit
Beide Kennzahlen beschreiben die Effizienz des Bestandsmanagements, jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven:
- Lagerreichweite: Gibt an, wie lange der aktuelle Bestand reicht (in Tagen).
- Lagerumschlagshäufigkeit: Zeigt, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand im Jahr umgeschlagen wird.
Die mathematische Beziehung lautet:
Lagerreichweite (in Tagen) = 365 / Lagerumschlagshäufigkeit (pro Jahr)
Beispiele:
- Bei einer Lagerreichweite von 73 Tagen:
Lagerumschlagshäufigkeit = 365 / 73 ≈ 5 mal pro Jahr. - Bei einer Lagerumschlagshäufigkeit von 12:
Lagerreichweite = 365 / 12 ≈ 30,4 Tage.
Je nach Branche kann eine Kennzahl aussagekräftiger sein:
- e-Commerce & Einzelhandel: Oft ist die Lagerumschlagshäufigkeit entscheidend.
- Produktion & Großhandel: Hier liefert die Lagerreichweite einen besseren Überblick über die Versorgungssicherheit.
Lagerreichweite mit ERP-Software automatisch berechnen
Moderne ERP-Systeme erfassen alle relevanten Daten in Echtzeit und berechnen die Lagerreichweite automatisch. Zu den Vorteilen zählen:
- Aktualität: Immer basierend auf den neuesten Zahlen.
- Differenzierung: Berechnung für einzelne Produkte, Gruppen oder Lagerorte.
- Präzision: Automatische Berücksichtigung saisonaler Schwankungen und Trends.
- Prognose: Zukunftsprognosen auf Basis historischer Daten.
Mit Xentral ERP kannst du die Lagerreichweite über Dashboards visualisieren und für unterschiedliche Vertriebskanäle separat berechnen. Die Software bildet komplexe Lagerstrukturen (z. B. B2B-, Fulfillment- oder Regionalläger) ab und ermöglicht rückwirkende Analysen.
Besondere Herausforderungen für verschiedene Branchen
- Lebensmittelhändler: Integration von MHD-Management zur Minimierung von Abschriften unter Einhaltung der Lebensmittelhygieneverordnung und HACCP-Richtlinien.
- Großhändler mit Rahmenverträgen: Berücksichtigung vertraglicher Lieferverpflichtungen und differenzierte Berechnung je Absatzkanal.
- e-Commerce mit Multichannel-Vertrieb: Synchronisierung der Lagerbestände über verschiedene Kanäle mittels Echtzeit-Bestandsabgleich.
Praxisbeispiel: Wie Unternehmen ihre Lagerreichweite optimiert haben
Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, ihre Lagerbestände effizient zu verwalten, um Lieferengpässe zu vermeiden und gleichzeitig Überbestände zu reduzieren. Anhand konkreter Praxisbeispiele zeigen wir, wie verschiedene Firmen ihre Lagerreichweite erfolgreich optimiert und dadurch ihre Prozesse verbessert haben.
Beispiel:
Ein mittelständischer Elektronikgroßhändler hatte eine durchschnittliche Lagerreichweite von 87 Tagen, was zu hohen Kapitalbindungskosten führte. Durch die Implementierung eines modernen ERP-Systems und die Neustrukturierung der Beschaffungsprozesse reduzierte das Unternehmen die Lagerreichweite auf 42 Tage. Gleichzeitig stieg die Lieferfähigkeit von 93 % auf 98 %, dank präziser Bedarfsprognosen und dynamischer Nachbestellpunkte.
Quelle: Fallstudie eines Xentral-Kunden aus dem Elektronikgroßhandel
Erfolgsmaßnahmen:
- Segmentierung des Sortiments (A-, B- und C-Artikel).
- Optimierung des Lieferantenmanagements (verkürzte Lieferzeiten und -mengen).
- Datenbasierte Bedarfsplanung (Vorhersagemodelle, die saisonale Schwankungen und Trends berücksichtigen).
- Prozessautomatisierung (automatische Nachbestellung bei Unterschreitung definierter Bestandsgrenzen).
Häufige Probleme und Lösungen:
- Unregelmäßige Nachfrage:
Lösung → Statistische Verfahren zur Absicherung durch Sicherheitsbestände. - Unterschiedliche Lagerreichweiten für verschiedene Vertriebskanäle:
Lösung → Separate Lagerorte und Pseudolagerzahlen. - Fehlende Transparenz:
Lösung → Regelmäßige Inventuren und permanente Inventur mit Barcode-Scanning.
Fazit: So nutzt du die Lagerreichweite optimal
Die Lagerreichweite ist eine zentrale Kennzahl, um deine Bestände effizient zu steuern, unnötige Kapitalbindung zu vermeiden und die Lieferfähigkeit zuverlässig sicherzustellen. Ob im e-Commerce, Großhandel oder in der Produktion – wer seine Lagerreichweite kennt und aktiv steuert, verschafft sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Die Kombination aus klar definierten Zielwerten, praxisbewährten Optimierungsstrategien und automatisierten Tools ist der Schlüssel für ein agiles, resilient aufgestelltes Lager- und Bestandsmanagement.
Häufig gestellte Fragen zur Lagerreichweite
Die Lagerreichweite sollte mindestens monatlich, bei schnell drehenden Artikeln sogar wöchentlich überprüft werden. Echtzeit-basierte ERP-Systeme ermöglichen eine tägliche Überwachung, um bei Nachfrageschwankungen oder Lieferproblemen schnell reagieren zu können.
Eine pauschale Idealgröße gibt es nicht – die optimale Lagerreichweite hängt von Branche, Produkt und Lieferzeiten ab. Während im Lebensmittelhandel 7–14 Tage üblich sind, liegt sie im Elektronikhandel oder Großhandel oft bei 30 bis 60 Tagen. Als Faustregel gilt: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.
Multichannel-Unternehmen nutzen sogenannte Pseudolager oder virtuelle Lagerorte, um für jeden Vertriebskanal (z. B. B2B, Amazon, eigener Shop) individuelle Lagerreichweiten und Sicherheitsbestände zu definieren. Moderne ERP-Systeme wie Xentral unterstützen diese Funktion vollautomatisch – inklusive kanalspezifischer Nachbestelllogik und Echtzeit-Synchronisierung.
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